2023: Mein Jahresrückblick
2023 war ein wirklich gutes Jahr für mich, es sind so viele Dinge passiert, ich bin scheinfrei geworden, bin unfassbar viel gereist, durfte neue Länder kennenlernen, habe viel mit Freunden unternommen und habe neue Freunden gewonnen. Außerdem durfte ich ganz viele neue Dinge lernen und nicht nur in der Uni.
Januar: Pharmakologie büffeln und die Suche nach meinem Fahrrad beginnt
Irgendwann um die Weihnachtszeit 2022 hat sich in mir der Gedanke mit dem Fahrrad durch Europa zu reisen festgesetzt. Diese Idee hat mich nicht mehr losgelassen und irgendwann wurde der Plan immer konkreter. Zu Beginn war es eine Art der Prokrastination für mich Youtube Videos zuschauen und dadurch eine Idee zu bekommen, was mich bei einer Radreise alles erwarten könnte. Aus Youtube Videos schauen wurden immer intensivere Recherchen über Vor- und Nachteile verschiedener Fahrräder und irgendwann stand ich zusammen mit Paul in den ersten Fahrradläden. Ich fuhr unzählige Räder Probe und bald stand fest: ein Gravelbike sollte es sein. Nur welches? Das sollte dann der Februar zeigen. Leider bestand der Januar nicht nur aus Radfahren und Youtube Videos schauen, sondern auch aus sehr viel lernen. Direkt die zweite Woche im Jahr brachte acht Klausuren mit sich. Unter anderem die Pharmakologie Klausur stand vor der Tür. Eigentlich ist diese im dritten Jahr vorgesehen, zumindest laut Curriculum und ich schleppte sie nun schon zwei Jahre mit mir herum. Dieses Mal würde ich sie mitschreiben und Nägel mit Köpfen machen. Ich wollte am 4.6. scheinfrei werden, koste es was es wolle. Das Wochenende vor der Klausurwoche fand ich mich (mit schlechtem Gewissen) in meinem Bett wieder und schaute Videos über Radfahren in Island. Die Klausuren habe ich zum Glück trotzdem bestanden. Nicht zuletzt dank meiner tollen Lernpartnerin und Partnerin in Crime Meltem.
Februar: Leben im Trailerpark
Die Klausuren im Januar lagen endlich hinter mir, nur noch zwei Klausurwochen und dann würde ich endlich scheinfrei sein. Und mein Fahrrad hatte ich auch gefunden und damit es bei der Kälte und dem Sauwetter nicht draußen stehen musste, zog es zu mir in den vierten Stock. Mitte Februar zogen wird dann gemeinsam nach Oerlinghausen in den Wohnwagen von Paul. Jetzt könnte man sich fragen: Warum zieht man im Winter bei Minusgraden in einen Wohnwagen? Die Antwort liegt dabei auf der Hand. Die MHH hatte mir einen Praktikumsplatz in einer Hausarztpraxis hinter Bielefeld zugeteilt. Und meinte, dass man diese gut mit den Öffis erreichen würde. Ich weiß zwar nicht genau wie das umsetzbar sein soll, wenn man um sieben Uhr anfängt und der erste Zug um sechs Uhr fährt und man insgesamt knapp drei Stunden pro Weg unterwegs ist. Aber okay, manchmal stellt man besser keine Fragen. Ich habe die Zeit am Flugplatz geliebt, so abgeschieden von dem ganzen Wusel in Hannover. Jeden Morgen verließ ich bei Sonnenaufgang den Flugplatz und radelte die 13 Kilometer bis zu der Hausarztpraxis, dort blieb ich manchmal nur bis zum Mittag. An anderen Tagen war es bereits dunkel, wenn ich zurückkam. Abends wurde gelernt oder ich lief eine Runde durch den Teutoburgerwald . Abends haben wir oft zu dritt gegessen (ich war nicht die einzige die bei eisigen Temperaturen auf dem Flugplatz wohnte) und die ein oder andere Folge Discounter geschaut. Eigentlich hätte ich auch für die Klausurwoche Anfang März lernen müssen, aber ich hatte mich noch nicht so ganz von der letzten Klausurwoche erholt.
Außerdem erreichte ich einen weiteren Meilenstein in meiner „Uni-Karriere“: am 17.2. hatte ich meine aller letzte Vorlesung. Der Dozent der Infektiologie erzählte uns, dass man eine Lungenentzündung unter anderem danach klassifiziert, ob sie in einem Krankenhaus oder zu Hause erworben wurde. Er verwechselte uns ganz klar mit Studenten aus dem Erstsemester und meinte immer wieder, dass wir „das ja jetzt noch nicht wissen müssten, sondern das noch lernen würden“. Ja, damit setzte ich also einen großartigen Schlussstrich unter meine mehr oder weniger erfolgreichen Vorlesungsbesuche.
Viel wichtiger ist, dass ich auch was meine Reisepläne betrifft, Nägel mit Köpfen gemacht habe: am 11.2. wurden die Flüge nach Island gebucht und ab jetzt zählte ich die Tage bis zur Abreise.






März: ab nach Jena
Der erste März bedeutete, dass mein Praktikum beim Hausarzt vorbei war und damit auch meine letzte offizielle Uni-Veranstaltung. Nur noch die Klausuren bestehen und dann würde meinen Reiseplänen nichts mehr im Wege stehen. Das Wochenende vor den Klausuren verbrachte ich in Halle, dort hatte ich sturmfrei und konnte mich vor dem Kamin mit einer Tasse heißer Schokolade ganz in Ruhe aufs Lernen konzentrieren.
Was passiert wohl, wenn man durch die Corona-Maßnahmen zwei Jahren lang keinen Infekt hatte und dann beim Hausarzt die Infektionssprechstunde übernimmt? Passend zur Klausurwoche hatte ich Fieber, Gliederschmerzen und Kopfschmerzen. Statt die Tage zwischen den Klausuren zum Lernen zu nutzen, lag ich im Bett und schlief. Wie ich die Klausuren bestanden habe, weiß ich heute nicht mehr. Mir ging es wirklich nicht gut in der Woche.
Die Woche darauf stand die erste kleine Reise des Jahres an. Zusammen mit Loretta und Emelie besuchte ich Caro in Jena. Ein Trip, der schon längst überfällig war. Jena präsentierte sich die ersten beiden Tage von seiner besten Seite, nur um uns dann zu zeigen, dass es auch Regen kann. Bei gutem Wetter gab es eine Stadtführung und eine Wanderung durch die umgebenden Hügel. Bei schlechtem Wetter musste das Planetarium herhalten. Und wie immer gab es gute Snacks und witzige Kochabende. So stolz ich auf meine Freundinnen bin, dass sie durch die ganze Welt reisen und in der Uni so durchziehen, so sehr vermisse ich sie auch und freue mich über jede Gelegenheit Zeit mit ihnen zu verbringen.
Wieder zu Hause stand ein Shopping-Marathon an. Zusammen mit Paul durchstöberte ich sämtliche Decathlon Filialen und Outdoor-Läden im Umkreis von 50 Kilometern. Ich probierte Kleidungsstück nach Kleidungsstück an. Ich schrieb Excel-Tabellen, verglich Preise und Empfehlungen anderer. Ich brauchte warme Kleidung für Island, die nicht zu schwer sein durfte und gleichzeitig bezahlbar sein musste. Ein neues Zelt musste her, ein warmer Schlafsack und Kochausrüstung. Außerdem brauchte ich Taschen für mein Fahrrad und Flickzeug. Mittlerweile war ich mit den B.O.C. Mitarbeitern per Du und schlug alle zwei Tage dort auf, da ich noch irgendetwas für mein Fahrrad brauchte.







April: Testfahrt zu Hans Zimmer
Der April fing an, wie der März aufgehört hat: Shoppen und Fahrradtaschen vergleichen. Mitte April hatte ich dann alles beisammen und so stand der ersten Testfahrt nichts mehr im Wege. Am 17. April belud ich das erste Mal mein Rad mit den noch sehr überfüllten Packtaschen und es ging Richtung Münster. Dort hatte ich mich bei einer Freundin zu einem zweiten Frühstück eingeladen und von da aus sollte es noch weiter Richtung niederländische Grenze gehen. Insgesamt hatte ich fünf Tage Zeit um bis nach Brüssel zu fahren. Dort würde ich mich mit Paul und Lennart treffen. Das hieß, dass ich ordentlich Kilometer machen musste. Die erste Nacht übernachtete ich noch in Deutschland auf einem Campingplatz, danach radelte ich durch die Niederlande entlang der Maas Richtung Belgien. Die zweite Nacht schlief ich in Roermond und die beiden folgenden Nächte in Maastricht. Da das Wetter dort schlecht war, machte ich einen Tag Pause und erkundete die Stadt. Während der Regenpausen lief ich durch die kleinen Gassen und während der langen Regenschauer durchstöberte ich Buchhandlungen. Dadurch wurden die Packtaschen noch schwerer, aber es war ja nur noch ein Tag und etwa 120 Kilometer bis zu meinem Ziel








Ab jetzt würde ich das Fahrrad gegen ein Auto tauschen und hatte zwei motivierte Reisegefährten. Die Route sah wie folgt aus: Loewen – Brüssel – Brügge – Antwerpen und ab nach Hause. In Loewen regnete es, also aßen wir Kuchen. In Brüssel regnete es, also verbrachten wir den ganzen Tag im Naturkundemuseum mit den Dinosauriern. In Brügge regnete es nicht, also schauten wir uns Brügge in Ruhe an und machten einen kurzen Abstecher nach Frankreich nach Dunkerque. Das eigentliche Highlight der Reise wartete in Antwerpen auf uns: das Hans Zimmer Konzert. Die Erwartungen waren groß, riesig groß. Die Show war groß, bunt, laut und viel. Mir etwas zu viel, aber trotzdem war es mega cool Hans Zimmer einmal live zu erleben.







Mit meiner ersten Radreise und dem Roadtrip durch Belgien sollte es noch nicht genug sein mit dem Reisen. Gerade zu Hause angekommen, wurde der Rucksack neu gepackt und es ging nach Norwegen. Zusammen mit Lennart und zwei weiteren Freunden ging es Ende des Monats Richtung Norden.
Mai: Roadtrip durch Norwegen
Der Roadtrip durch Südnorwegen führte uns (Lennart, zwei seiner Schulfreunde und mich) durch die größten Städte. Auf dem Weg unternahmen wir mehrere Wanderungen. Der Klassiker Preikestolen durfte dabei nicht fehlen. Wir unternahmen aber auch die ein oder andere Schneewanderung in unseren durchgelaufenen Sportschuhen. Vielleicht nicht unbedingt die beste Idee und so mussten wir einmal die Wanderung abbrechen, nachdem ich bis zur Hüfte im Schnee versunken war. Der Schnee lag ungewöhnlich hoch für die Jahreszeit, aber ansonsten spielte das Wetter mit und wir konnten uns Kristiansand, Stavanger, Bergen und Oslo bei Sonnenschein anschauen. Auf dem Rückweg hielten wir zwei Nächte in der Nähe von Göteborg und Kopenhagen.
Zurück in Deutschland ging es wieder an den Schreibtisch, die letzte Klausurwoche meines Medizinstudiums stand an und ich wollte sicher gehen, dass es auch bei dieser Woche blieb. Wenn ich nicht gerade klinische Pharmakologie oder Psychologie und Psychiatrie büffelte, saß ich beim Arzt. Ich hatte eine Zusage für ein Praktikum in einem peruanischen Krankenhaus bekommen und brauchte neben Reiseimpfungen noch einen Nachweis, dass ich nicht an Tuberkulose erkrankt bin.
Und dann war sie da. Die letzte Klausurwoche war gleichzeitig die erste Klausurwoche in der ich nicht mehrere Nervenzusammenbrüche hatte. Ich war sogar joggen, habe gekocht und geschlafen. Eine absolute Premiere.










Juni: Scheinfrei
Scheinfrei! We did it! Die Erleichterung nach der letzten Klausur war riesig. Der restliche Tag wurde mit Feiern und sich erleichtert in die Arme fallen verbracht. Endlich war der Spuk vorbei. Diese letzte Klausurphase war für mich auch die erste in der ich einigermaßen genügend Schlaf bekommen habe und trotz Klausuren zum Sport gegangen bin und meine Freunde gesehen habe.
Eine Woche später hatte ich meine Wohnung leergeräumt und wenn ich nicht gerade in der Weinbar arbeitete, versuchte ich die letzten Wochen vor meiner Abreise nach Island mit meinen Freunden und meiner Familie zu verbringen. Um mich auch sportlich auf die Reise vorzubereiten fuhr ich oft mit dem Rad zur Arbeit und ich hatte mich am 17. Juni für den 10km-Lauf der Nacht von Borgholzhausen angemeldet. Auch wenn ich mein ursprüngliches Ziel unter einer Stunde zu bleiben deutlich verfehlt habe, hat der Lauf trotzdem viel Spaß gemacht und ich freue mich auf den nächsten.



Juli: Auf nach Island
Am 4. Juli ging es endlich!!! los: meine erste große Solo-Radreise. Es ging in ein Land, das ich schon ewig bereisen wollte und das für seine Landschaft und Elfen bekannt ist: auf nach Island. Die Zeit dort war einfach unvergesslich. Nach den ersten windigen Tagen auf der Halbinsel Reykjanes ging es zunächst an der Hauptstadt Reykjavík vorbei und weiter Richtung Snæfellsnes. Ein Schiff brachte mich weiter in die Westfjorde und dort folgte ich der Straße entlang der tiefblauen Fjorde immer weiter Richtung Norden. Ab und zu ließen sich hier auch Grindwale im Wasser blicken. Island werde ich immer als eine der besten Reisen meines Lebens in Erinnerung behalten. Es lief einfach alles perfekt und ich hatte eine großartige Zeit dort.







August: durch den Norden Europas
Meine Reise durch Island war im Juli noch nicht vorbei. Ich radelte insgesamt sechs Wochen durch die gesamte Westhälfte und im August stand die Durchquerung der Highlands auf dem Plan. Für mich leben diese Art von Reisen von Spontanität und den Leuten die man unterwegs trifft. Kurz hinter den Westfjorden habe ich drei Jungs aus Hamburg kennengelernt, die ähnliche Pläne hatten wie ich. So schnell kann es gehen, die nächsten Tage war ich nicht mehr alleine unterwegs, sondern Teil einer Gruppe und nach nur fünf Tagen fiel es mir unfassbar schwer mich zu verabschieden und alleine weiterzufahren. Unsere gemeinsame Zeit im Hochland von Island werde ich nicht so schnell vergessen. Wie schnell ruckelige Schotterpisten und gemeinsame Pasta-Kochabende aus völlig Fremden Freunde machen können, ist unglaublich. Der Abschied von den dreien war wirklich schwer, aber es sollte für mich noch weiter gehen und am Ende war es genau die richtige Entscheidung, lernte ich doch noch weitere tolle und inspirierende Leute kennen. Am Ende meiner Island Reise ging es für mich zur Prideparade nach Reykjavík.








Am 15. August war das Abenteuer-Island beendet und ich saß im Flugzeug. Aber es sollte noch nicht nach Hause gehen, sondern nach Norwegen. Dort traf ich mich mit meiner Familie und Paul. Zusammen reisten wir durch den Süden Norwegens. Wir sahen Fjorde, gingen wandern, schauten im Kino Barbie und besichtigten Oslo und Stavanger.









September: Sonne tanken in Spanien
Auf dem Rückweg ging es durch Schweden. Dort ließen wir das Auto und das Fahrrad einige Tage stehen und führen für fünf Tage mit dem Kanu durch Schwedens Seenlandschaft, campten auf einsamen kleinen Inseln, ließen uns von Mücken fressen, kochten abends am Lagerfeuer und paddelten tagsüber wie die Verrückten über den See. Auf dem Rückweg nach Halle, machten wir einen kurzen Zwischenstopp in Hamburg und einen in Hannover, dort musste ich noch eine Fuhre Impfstoffe für meine Mittel- und Südamerikareise einsammeln.
Zu Hause angekommen, ging es nach ein paar Tagen schon wieder weiter. Dieses Mal nach Spanien, nach Mallorca. Mit Paul, Milena und Max ging es für ein paar Tage zum am Strand liegen auf die Lieblingsinsel der Deutschen.











Oktober: Its my birthday
Von Mallorca ging es weiter nach Barcelona. Seit meinem Erasmus 2020/21 war ich nicht mehr in dieser Stadt. Damals zu Corona-Hochzeiten, war ich beinahe die einzige Touristin in der Stadt, jetzt waren es mehr Touristen als Einheimische. Nach drei Tagen intensivem Sightseeing verbrachte ich die zweite Hälfte der Woche außerhalb der Großstadt zum Wandern und am Strand.
Und wieder ging es kurz nach Hause, nur um die Koffer neu zu packen bzw. den Rucksack. Dieses Mal ging es nur mit Handgepäck, dafür mit meiner Mama nach Irland. Und was soll ich sagen, Irland ist toll. Ich war vorher noch nie da, aber ich werde auf jeden Fall noch einmal wiederkommen oder auch zwei oder dreimal. Vor allem Killarney und der Nationalpark gehört jetzt zu meinen Lieblingsorten.







November: Auf die andere Seite der Welt
Ende November sollte meine große Reise Richtung Mittelamerika und Südamerika losgehen. Der ganze November stand unter dem Zeichen Vorbereitung. Das Fahrrad ging in eine letzte Inspektion, bekam neue Reifen, eine neue Kette und neue Schläuche. Außerdem musste die Route geplant und ein Flug gebucht werden und wo geht das besser als an der Nordsee in Carolinensiel. Nach ein paar Tagen an der Nordseeküste und der ein oder anderen Krise wegen überteuerten Flüge, war das Fahrrad eingepackt und es konnte losgehen.










Dezember; Danke 2023
Dieses Jahr war wahrscheinlich eines der besten meines Lebens. Ich habe so viele neue Länder und Städte gesehen, so viele neue Leute getroffen und Kulturen kennengelernt. Weihnachten und Silvester verbrachte ich auf der anderen Seite der Welt in Guatemala. Danke 2023.







