Heute Nacht schlafe ich nicht nur, ich liege im Koma wie ein Stein. Ich wache erst um elf Uhr auf, gerade rechtzeitig zu m Frühstück. Martin und seine Kollegen haben bereits einige Stunden gearbeitet und machen bereits die erste Pause. Ich hab es immerhin geschafft zu duschen und mich umzuziehen…

Das Wetter soll erst zum Nachmittag hin besser werden und so verbringe ich den Vormittag im Warmen. Am liebsten würde ich noch eine weiter Nacht bleiben, so ein wenig Luxus wie ein Bad und eine Couch sind einfach toll. Aber ich möchte auch übermorgen in Reykjavík ankommen, pünktlich zur Pride Parade. 

Sobald die Sonne nachmittags herauskommt und die dunklen Wolken weniger regnerisch wirken schwinge ich mich ein vorletztes Mal auf mein Fahrrad und los geht es. So spät bin ich noch nie gestartet. Aber besser spät als nie.  GoogleMaps gibt heute wieder alles und ich lande ständig in Sackgassen oder auf privaten Grundstücken. So werden aus 50 Kilometern 70. Kurz bevor ich am Campingplatz ankomme hole ich einen anderen Bikepacker ein. Nathan kommt aus der Schweiz und ist bereits 18 Monate in ganz Europa unterwegs. Normalerweise schläft er nicht auf Campingplätzen, sondern campt wild. Ich möchte lieber zu einem Campingplatz und so trennen sich unsere Wege nach zehn Kilometern wieder.

Ich stelle gerade mein Zelt auf, da steht Nathan neben mir uns verkündet, dass eine Dusche auch mal eine nette Abwechslung sei. Ich bin froh, dass ich an meinem letzten Abend vor Reykjavík nicht allein bin. Außerdem habe ich viel zu viel Essen eingekauft und muss das irgendwie loswerden. Der Campingplatz ist nicht allzu stark besucht und die anderen Gäste sind alle super lieb. Es ergibt sich eine nette Runde und am Ende des Abends wird mir sogar ein richtig warmer Schlafsack für die Nacht geliehen. Eine weiter Nacht in der ich nicht frieren muss. Die letzte Nacht im Zelt auf Island und die erste in der ich nicht friere.