Tag 19: 134km entlang der Küste
Nach zwei Tagen Pause wurde heute wieder ordentlich hochgeschaltet, da der nächste Campingplatz über 130 Kilometer entfernt war.
Um kurz vor acht Uhr startete ich in der Hoffnung nicht allzu nass zu werden. Für heute und die nächsten Tage ist viel Regen angesagt. Die ersten Kilometer waren schnell geschafft und nach einer Stunde machte ich die erste Pause mit Blick auf den Fjord. Während ich noch etwas verschlafen meinen Blick über das Wasser schweifen ließ, sah ich auf einmal Wasserfontänen in der Mitte des Fjords. Das erste Mal in meinem Leben habe ich heute Wale gesehen und dann direkt sechs Stück. Es gibt diverse Walarten in Island und ich bin mir nicht sicher, welche ich heute gesehen habe, aber ich würde auf Grindwale tippen, sie leben in Familiengruppen und gehören eigentlich zur Familie der Delfine.
Da heute noch eine lange Strecke auf dem Programm stand, musste ich mich vom Anblick der Wale losreißen und weiter radeln. Die Strecke heute ist in der Luftlinie nur knapp 40 Kilometer lang, aber die Straße schlängelt sich entlang der Fjorde und verdreifacht sich dadurch. Dafür ist die Strecke umso schöner und das Wetter hält sich zum Glück.. Es ist schwierig die Landschaft hier zu beschreiben. Während auf der einen Seite das Meer in einem dunkel blauen Ton schimmert, begleiten mich auf der anderen Seite grüne Hänge mit kleinen und größeren Wasserfällen.
Irgendwann wird es anstrengend und ziemlich zermürbend. Richtig Pause mache ich auch nicht, da mich jedes Mal ein Schwarm Fliegen umgibt, sobald ich anhalte. Heute habe ich nicht nur Wale gesehen, sondern auch einen Haufen Robben, die ab und an an den Stränden hier zu finden sind.
Die letzten Kilometer gehen noch einmal richtig auf die Substanz, da die asphaltierte Straße aufhört und durch eine Gravelstraße ersetzt wird. Statt normalem Fahren hüpfe und ruckel ich die Straße entlang und dann geht es zum Ende noch einmal bergauf.
Dafür gibt es hier einen Pool und mehrere heiße Quellen auf dem Campingplatz, die Anstrengungen haben sich also gelohnt. Und so sitze ich kurze Zeit später in einer heißen Quelle und fange beinahe an zu weinen, so erschöpft bin ich. Vielleicht sollte ich erst etwas essen… Und so ist das heiße Wasser ein kurzes Vergnügen und ich sitze kurze Zeit später, umgeben von Fliegen und Mücken, vor meinem Zelt und schmeiße den Campingkocher an. Heute gibt es ausnahmsweise keine Nudeln, sondern Kartoffeln mit Quark. Abwechslung muss schließlich sein. Neben mir auf dem Campingplatz wird ein Kindergeburtstag gefeiert und die Kinder treten gegen ihre Eltern bei diversen Spielen an. Besonders das Sackhüpfen in den für Erwachsenen viel zu kleinen Säcken endet in vielen dreckigen Klamotten auf der Seite der Erwachsenen. Um Punkt elf Uhr ist zum Glück Schicht im Schacht und ich kann schlafen. Es ist richtig kalt diese Nacht und am nächsten Morgen bin ich krank.
