Meine erste Grenze: Guatemala – El Salvador
El Salvador ist das Land, vor dem ich am meisten gewarnt wurde, bevor ich abgereist bin. Kriminalität, Überfälle, schlechte Straßenverhältnisse seien dort Tagesordnung. Wenn ich ehrlich bin, habe ich mich mit dem Land überhaupt nicht beschäftigt und wenig recherchiert. Ich dachte, ich werde schon wen kennenlernen und muss bestimmt nicht alleine mit dem Rad durch dieses dubiose Land.
Hier stand ich jetzt. Alleine. Im Grenzgebiet zwischen Guatemala und El Salvador. Die Geschichten die ich in den letzten Wochen aus El Salvador gehört habe, waren jedoch ganz anders als die Geschichten die ich zu Hause von Menschen gehört habe, die noch nie in dem Land waren. Andere Reisende berichteten von guter Infrastruktur, netten Menschen, gutem Essen und vor allem, dass sie sich sehr sicher gefühlt hätten. El Salvador ist mittlerweile eins, wenn nicht sogar das sicherste Land in Mittelamerika. Das kleine Land ist beliebt für seine Pazifikstrände, vor allem für Surfer ist es ein kleines Paradies. Wer lieber wandern geht, der findet hier Berge und Vulkane und Wanderungen durch Regenwälder. Für Kaffeeliebhaber hat die Ruta de Las Flores einiges zu bieten.
Der aktuelle Präsident Nayib Bukele hat aus einem der gewalttätigsten Ländern Lateinamerikas mit einer der höchsten Mordraten der Welt, eines der sichersten gemacht. Klingt erst einmal gut. Heute ist El Salvador das Land mit den meisten Inhaftierten der Welt. Auch einige Unschuldige sitzen in El Salvador im Gefängnis. Auf der einen Seite ist das Leben für Zivilisten und Touristen seitdem deutlich besser und sicherer, auf der anderen Seite werden in diesem Land seitens der Regierung Menschenrechte verletzt.
Hier stand ich jetzt, mein erster Grenzübergang in Mittelamerika, der mich so lange nervös gemacht hat. Am Ende geht alles sehr schnell und unkompliziert und schon rolle ich unter dem Schild „Willkommen in El Salvador“ durch und bin in meinem zweiten Land der Reise angekommen. Ein guter Start ins neue Jahr.



Mein Ziel heute ist ein Hostel am Strand in der Nähe von dem Ort Metalío. Einige Radreisende hatten berichtet, dass man dort am Restaurant campen könnte, so lange man dort Abendessen isst. Also ab hin da. Auf dem Weg hieß es auch einen Geldautomaten finden und Bargeld abheben. Ich fand viele Geldautomaten, aber keiner wollte meine Mastercard annehmen. Ein Problem was ich während der gesamten Reise noch öfter haben würde. Vor der Reise war ich so clever, zwei Kreditkarten mitzunehmen, falls eine gestohlen wird oder nicht mehr funktioniert. Aber ich war nicht clever genug eine Mastercard und eine Visa mitzunehmen. Hier stand ich jetzt mit zwei Mastercards und keine funktionierte. Der fünfte Bankautomat brachte dann endlich die Rettung und ich konnte sogar gebührenfrei Geld abheben. Auch eine Sim-Karte ließ sich schnell organisieren.
Meine 85-Kilometer Etappe beendete ich bereits um 14 Uhr und tatsächlich durfte ich auf dem Hostelgelände mein Zelt aufbauen, aber erst wenn die Gäste aus dem Restaurant gegangen waren. Also sprang ich in der Zeit in den Pool und holte endlich meinen E-Book-Reader wieder aus der Tasche.







