Silvester in Guatemala und wie ich gleich viermal adoptiert wurde

Silvester in Guatemala und wie ich gleich viermal adoptiert wurde

Ich war endlich wieder unterwegs, endlich wieder am Radfahren und jetzt sollte mich rein gar nichts mehr stoppen. Das Vorhaben hielt ganze zwei Tage. Auf dem Campingplatz La Combi angekommen, wollte ich einen Tag Pause machen, um Wäsche zu waschen und die restliche Route bis Costa Rica grob zu planen. Die erste Grenzüberquerung die auf der nächsten Etappe machte mich etwas nervös und so wollte ich noch einmal sämtliche Vorschriften und Regeln durchgehen, nicht dass ich aus Versehen Waffen oder frisches Obst mit in das Nachbarland schmuggelte…

Aus einem Tag Pause wurden dann vier. Die Besitzer des Campingplatzes warnten mich davor, weiter zu fahren, war es doch das Silvesterwochenende. Die Bevölkerung in Guatemala schreckt nicht davor zurück nach dem ein oder anderen Bier und Saufgelage noch ins Auto zu steigen und betrunken zu fahren. Daher gibt es gerade um die Feiertage vermehrt Unfälle. Noch war ich nicht unter Zeitdruck und einen Krankenhausaufenthalt wollte ich wirklich nicht riskieren. Sicher ist sicher und Pause machen ist auch immer nett, also entschied ich mich bis nach Silvester zu bleiben.

Ich war nicht die Einzige, die auf dem Campingplatz gestrandet war. Neben den beiden Besitzern, Javier und Isabel waren noch drei weitere Paare am Campingplatz. Neben mir stand der Camper einer französischen Familie, daneben der Camper eines italienischen Pärchens und auf der anderen Seite wurde der Stellplatz von einem deutschen Paar beschlagnahmt. Insgesamt eine sehr interessante Mischung an Menschen und ich hatte das Gefühl, dass ich von allen direkt adoptiert wurde.

Am ersten Tag fuhr Javier die beiden anderen Deutschen und mich zu einer Poolanlage und anstatt bei fast 40 Grad auf dem Campingplatz zu brüten, verbrachte ich den Nachmittag wie eine Poolnudel floatend im Pool und so waren die sommerlichen Temperaturen mehr als erträglich.

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Am nächsten Tag stand ein Girls-Trip an und wir fuhren in die nächste Stadt um dort den Markt unsicher zu machen. Wobei ich zugeben muss, dass der Markt eher mich unsicher gemacht hat. Die ganzen Eindrücke sind jedes Mal zu viel für mich. So viele Menschen, die sich dicht an dicht aneinander vorbeischieben, dabei muss man aufpassen, dass man sich nirgendwo den Kopf stößt, da die Stände eher auf Menschen mit 160cm Körpergröße ausgelegt sind. Überall rufen die Verkäufer und Verkäuferinnen und feilschen um Preise und Angebote. Dazu kommen die ganzen Gerüche, in der einen Ecke riecht es intensiv nach Gewürzen und in der nächsten muss man sich die Nase zu halten, da es nach toten Tieren, Blut und Gedärmen riecht. Wir sind erfolgreich und verlassen die Stadt mit jeder Menge Lebensmittel für Silvester.

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Und dann ist er schon da, der letzte Tag des Jahres. So schnell kann es gehen. Kurz bevor die Sonne untergeht, kommen zwei weitere Radfahrer auf dem Campingplatz an. Die beiden kommen aus Kanada und sind ganz schön fertig vom Tag. Sie wollen morgen direkt weiter und haben ein ordentliches Pensum vor sich, daher bleibt es leider bei diesem einen gemeinsamen Abend. Das Highlight des Tages ist definitiv der Abend, es gibt nicht nur viel zu viel Essen, es wird auch eine Karaoke Maschine aufgebaut. Singen können wir alle nicht, aber das hindert niemanden, weder den französischen Jungen französischen Rap zum Besten zu geben, noch den Mann aus Italien irgendetwas opern-ähnliches zu schmettern. Ich soll 100 Luftballons von Nena performen und versage kläglich. Aber da bei sein ist schließlich alles. Außerdem werden einige komische Spiele gespielt, in denen man Gegenstände von einer Tischseite zur nächsten weitergeben muss, ohne die Hände zu benutzen und ohne die Gegenstände fallen zu lassen. 

Der nächste Tag ist ein weiterer Pause-Tag, aber danach soll es weiter gehen. Heute schaffe ich es tatsächlich auch endlich mal mein Fahrrad etwas zu warten, also die Riefen aufzupumpen, die Kette zu ölen und ein neues Schloss aufzutreiben. Ich wasche Wäsche und gehe eine Runde joggen (Neujahrsvorsätze und so). Nachmittags kann ich mich sogar aufraffen und ein wenig die Route für die kommenden Tage planen. Daran gehalten habe ich mich am Ende wieder nicht.

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