Tag 13: Ein ganz normaler Tag?

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tag 13: Ein ganz normaler Tag?

Es gibt so Tage, da passiert nicht viel, außer der normale Reisealltag. Aber was genau ist denn mein Alltag hier? So ganz normal ist er vielleicht ja doch nicht.

Um es kurz zu fassen: Ich stehe morgens relativ früh auf und bin oft eine der ersten die den Campingplatz verlässt, damit ich genug Zeit für den Weg habe und morgens sind die Straßen oft auch leerer und das Fahren macht mehr Spaß. Ein weiterer Vorteil des früh morgens fahren ist, dass der Wind oft noch nicht so stark ist. Naja und dann fahre ich eben Fahrrad. Mal Berg hoch, mal bergab, mal geradeaus, mal mit Rückenwind und öfter mit dem Wind von vorne oder der Seite. Wenn es interessante Sachen auf dem Weg gibt, dann mache ich dort Pause und vertrete mir die Beine. Am liebsten sind mir Wasserfälle oder Strände zum Pausieren oder auch heiße Quellen, in die man kurz hineinspringen kann. Auf dem Weg gibt es oft den ein oder anderen Müsliriegel oder seltener mal auch eine Banane. Am Campingplatz angekommen, checke ich ein, baue das Zelt auf, dusche und je nachdem wie spät es ist kann ich noch Wäsche waschen, die Gegen erkunden, einkaufen gehen oder einfach mal nichts machen. Nach dem Abendessen lese ich gerne oder plane den nächsten Tag etwas genauer, damit ich weiß auf welche Route ich mich einlasse und dann geht’s mit der Wärmflasche in den Schlafsack.

So sieht mein Rad aus, wenn ich fertig bin mit packen
Auf dem Weg durch die Westfjorde
Pause an einem Wasserfall
Meine "Wohnung"

Um es etwas ausführlicher zu beschreiben: Am Abend vorher schaue ich mir immer genauer an, was der nächste Tag bereithält. Das bedeutet vor allem, dass ich mir den Wetterbericht und das Regenradar genauer anschaue und dann die Strecke inklusive Höhenmeter und möglichen Highlights auf dem Weg. Dadurch ergibt sich eine grobe Vorstellung, auf was man sich einlässt und wie viel Zeit die morgige Route in etwa beansprucht. Das kann wichtig sein, wenn ich zum Beispiel einkaufen muss, da die Supermärkte hier oft nur von 11 bis 18 Uhr aufhaben und ich nicht um 19 Uhr vor dem geschlossenen Supermarkt stehen möchte. Im Schnitt schaffe ich hier zehn Kilometer die Stunde, da es doch oft bergauf geht oder der Wind einfach stärker ist als ich. Wenn ich die Pausen dazurechne, dann sind es wohl eher sieben bis neun Kilometer die Stunde. Aber ich habe ja den ganzen Tag Zeit und deswegen stört mich das Tempo nicht und so bekomme ich viel zu sehen auf dem Weg. Auch heute stehe ich früh auf, da als erstes ein Berg mit 500 Höhenmetern auf mich wartet und ich den gerne ohne viel Verkehr hinter mich bringen möchte. Ich weiß jetzt schon, dass ich viel schieben werde, da die Steigung oft über zehn Prozent beträgt. Zum Frühstück gibt es entweder Müsliriegel oder Porridge. Da ich Porridge nicht besonders mag, mische ich immer extra viel Schokolade unter die Haferflocken und dann geht das schon. Mangels Kühlschrank, kann ich hier kein Müsli mit Milch oder Brot mit Aufstrich essen, die Lebensmittel werden schneller schlecht als ich essen kann.

Insgesamt brauche ich morgens in der Regel 1h15 bis ich startklar bin und das Fahrrad vernünftig gepackt ist. Dann geht es los. Heute führt der Weg mich zunächst steil bergauf und dann wieder bergab, im Anschluss geht es am Fjord entlang nach Patreksfjörður. Eigentlich wollte ich heute Nacht dort bleiben, aber ich finde die Stadt auf den ersten Blick nicht besonders schön uns entschließe mich, den nächsten Berg noch zu überqueren und im nächsten Ort Talknafjörður zu campen. Es war die richtige Entscheidung. Der Campingplatz ist groß und gut gepflegt, Hecken unterteilen ihn in mehrere Flächen und bieten gleichzeitig Windschutz. Da ich früh ankomme und die Sonne immer mal wieder hinter den Wolken hervorkommt, entschließe ich mich heute einen Waschtag zu machen. Alle meine Klamotten müssen dringend gewaschen werden. Und so laufe ich den restlichen Tag in Regenhose und Regenjacke durch die Gegend, da alles andere auf der Wäscheleine baumelt.

Neben dem Campingplatz ist ein kleines Waldgebiet, eine Seltenheit in Island, da hier nur knapp zwei Prozent der Fläche bewaldet sind. Ein Trampelpfad führt durch den Wald Richtung Stadt. Auf dem Weg dorthin kommt man an einem kleinen Fluss vorbei. Diesen kann man bis in eine etwa drei Kilometer entfernte Schlucht verfolgen, aber dafür bin ich heute zu müde.

Der Campingplatz hat nicht nur eine Dusche, sondern zum Glück auch eine kleine Küche mit Sitzgelegenheit. Das ist hier nicht immer der Fall und daher freue ich mich umso mehr, dass ich im Warmen sitzen und kochen kann. Außerdem hat der Campingplatz richtig gutes Wlan und so liege ich abends im Schlafsack und tausche das Buch heute gegen meinen Laptop und einen Film.

Etwas unentschlossen schlafe ich ein, denn ich weiß nicht genau, was ich morgen machen soll. Ich habe drei Optionen: 1) Noch eine Nacht hier bleiben und ausruhen. 2) Eine kleine Etappe über den nächsten Berg zum nächsten Campingplatz und nur 20 Kilometer fahren. 3) Den übernächsten Campingplatz anpeilen, der über 100 Kilometer und knapp 1800 Höhenmeter entfernt ist.

Blick zurück auf die bisherige Strecke
Blick nach vorne auf die kommende Strecke
Das kann ja was werden
Am Hafen von Talknafjörður
Abendspaziergang durch einen der seltenen isländischen Wälder
Immer am Fluss entlang Richtung Dorf

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