Tag 14: Heute passiert nicht viel
Ich entscheide mich für Option 1. Ich bleibe einen weiteren Tag in Talknafjörður. Als ich morgens aufwache bin ich wirklich müde und so drehe ich mich noch einmal um und als ich wieder wach werde ist es beinahe elf Uhr. Es scheint, als ob ich den Schlaf dringend gebraucht hätte.
Wenn ich ehrlich bin passiert heute nicht viel. Ich liege viel im Zelt und lese und schaue die neuen Folgen einer meiner Lieblingsserien.
Abends kann ich mich dann noch einmal aufraffen und schwinge mich aufs Rad um zu einer Hot Tub zu fahren, die nur wenige Kilometer vom Campingplatz entfernt ist. Die ersten zehn Minuten bin ich ganz alleine, bevor sich ein Pärchen dazugesellt und nach ein paar weiteren Minuten zwei Familien mit lauten Kindern. Ich stelle fest: Ich liebe Hot Tubs und wir brauchend ringend welche bei uns zu Hause. Diese hier ist sogar kostenfrei und so sitze ich in dem heißen Pool, mit Blick über den Fjord und möchte am liebsten nie wieder gehen. Es gibt hier sogar eine Dusche und eine Umkleide, die man nutzen kann. Die Becken sind alle wirklich angenehm warm und die wenigen ALgen am Rand stören hier niemanden.
Die Hot Tubs hier sind alle natürlichen Ursprungs. Durch die vulkanische Aktivität in Island gibt es überall in dem Land heiße Quellen, deren Wasser in Pools aufgefangen wird und die privat oder von der Öffentlichkeit genutzt werden. Manche davon sind kostenlos und man kann auf dem Weg oder wie die Isländer nach der Arbeit einfach kurz hineinhüpfen. Andere muss man bezahlen, einige sind sogar richtig teuer. Wie zum Beispiel die blaue Lagune, deren Eintritt knapp 100 Euro kostet und in der man bei etwa 39 Grad Wassertemperatur die Spa-Atmosphäre genießen kann. Sie gehört zu den beliebtesten Touristenzielen in Island. National Geographic hat sie sogar zu einem der 25 Weltwunder benannt. Mir ist sie zu teuer.


Ein bisschen kommt es mir so vor, als ob ich den Tag heute vergeudet hätte. Ich habe nicht viel unternommen, gesehen oder erlebt. Aber wenn ich genauer nachdenke dann stimmt das so nicht. Die letzten Tage waren voller neuer Eindrücke und Erlebnisse. Ich habe viele neue Menschen kennengelernt, musste vieles neu lernen (zB Schlauch wechseln), habe diverse Orte und Städte gesehen und bin das erste Mal wirklich ganz alleine auf einer Reise und dann noch mit dem Fahrrad. Und es ist großartig, es macht mir unglaublich viel Spaß. Trotzdem braucht es Zeit all diese Erfahrungen zu verarbeiten und deswegen ist ein Tag, an dem man „nur“ existiert wichtig, damit die Batterien für die kommenden Tage wieder aufgeladen sind und ich die Gelegenheit habe bisherige Erlebnisse zu verarbeiten. Außerdem ist das hier meine Reise und mein Tempo und heute wollte ich einfach mal nichts machen.