Tag 23 und 24: 99 Luftballons

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Tag 23 und 24: 99 Luftballons

Eigentlich wollte ich vor zwei Tagen weiter fahren, die Taschen waren bereits gepackt, nur das Zelt stand noch. Ich hatte es mir fest vorgenommen weiter zu fahren, trotzdem fühlte ich mich hin und her gerissen. Auf den nächsten Strecke gibt es nur sehr rustikale Campingplätze, wenn überhaupt und so richtig fit war ich auch noch nicht. Aber vier oder fünf Tage, also über ein Zehntel meiner gesamten Zeit in Island am selben Ort zu verbringen wollte ich auch nicht. Und ich hatte kaum noch Proviant und musste dringend mal wieder einen Supermarkt leerkaufen.

Um die Entscheidung heraus zu zögern saß ich im Aufenthaltsraum und daddelte an meinem Handy. Und dann kam eine Isländerin zu mir und fragte ob ich krank sei und noch irgendwas brauchen würde. Ich erklärte, dass es mir schon deutlich besser gehen würde und ich eventuell gleich wieder aufbreche, weil ich kein Essen mehr habe. Zwei Sekunden später war der halbe Tisch vollgestellt mit Essen, ich bekam Sandwiches, Obst, Nudeln, Kekse und eine Einladung noch zwei Nächte zu bleiben, da am nächsten Tag hier ein Konzert stattfindet und ich doch bis dahin bleiben könnte. Da sage ich nicht nein und insgeheim bin ich froh, dass mir die Entscheidung abgenommen wurde.

Es war definitiv die richtige Entscheidung. Ich glaube, dass ich noch lernen muss ab und an mal einen Gang herunterzuschalten und wirklich Pause zu machen, wenn es nötig ist. Krank ist krank und dann sollte ich warten, bis ich nicht mehr krank bin.

Gestern ging es mir deutlich besser und ich konnte eine kleine Tour an der Küste entlang radeln, dieses mal ohne Gepäck. Mit 40 bis 50 km/h Windböen von der Seite war es trotzdem anstrengend genug. Den restlichen Nachmittag verbrachte ich abwechselnd auf dem Sofa und in der Hot Tub. Abends wurde der Campingplatz voll, so richtig voll. Ich hatte nicht gedacht, dass es so viele Menschen hier in der Gegend gibt, die zu dem Konzert kommen. Wie sich später herausstellte waren einige sogar aus Reykjavik angereist, um zuzuhören. Da fragt man sich: Warum fahren die so weit? Weil hier nationale Berühmtheiten am Start sind und Lieder zum Besten geben. Über 100 Leute versammeln sich hier heute. Und es gibt nicht nur gute Musik heute Abend, sondern vor Konzertbeginn auch Fischsuppe mit Baguette und Snacks für alle die wollen. Fischsuppe will ich nicht, aber bei Baguette sag ich nicht nein.

Heute Abend lerne ich so tolle Menschen kennen, auch einige Deutsche sind dabei und wir verstehen uns auf Anhieb richtig gut. Alle packen bei den letzten Vorbereitungen mit an, tragen Tische aus dem Gemeinschaftsraum, stellen Stühle auf, helfen beim Abwasch und dann geht das Konzert los. In den ersten zwei Stunden (von insgesamt vier Stunden) wird nur auf Isländisch gesungen und wir können nur raten, um was es in den Lieder wohl gehen mag. In der zweiten Hälfte können wir dann auch ab und zu mit grölen, da ein paar englische Lieder ihren Weg in das Programm gefunden haben. Und bei Nena „99 Luftballons“ sind wir die einzigen die laut mitsingen können. Ich hatte nicht gedacht, dass die Stimmung so gut ist, aber am Ende des Abends tanze ich mit völlig fremden Menschen in einer Scheune am Ende der Welt in Island zu Liedern deren Texte ich nicht verstehe und ich weiß, es war genau richtig so lange hier zu bleiben.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Lennart

    Haha klingt so als hätte mir das auch gefallen…wird mal wieder Zeit für Karaoke😁

    1. greta

      Ouhja, beim nächsten Konzert sind wir mit der Ukulele am Start:)

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