Tag 33: On my own again

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Tag 33: On my own again

Normalerweise brauche ich morgens knapp eine Stunde, um mein Zelt und meine sieben Sachen in die Radtaschen zu verpacken und mein Fahrrad startklar zu machen. Heute brauche ich fast drei Stunden. Wir trödeln alle etwas herum, ich weiß nach wie vor nicht so ganz sicher was ich machen soll, also rufe ich erst meine Familie und dann alle meine Freunde an. Danach bin ich immer noch nicht schlauer.

Wir radeln los, den Weg vom Campingplatz zur Straße zurück. Danach biegen die Jungs links ab und ich rechts. Ich bin wieder alleine. Ich vermisse sie jetzt schon, es war schön in einer Gruppe unterwegs zu sein, richtig schön und unkompliziert. Es ist schon merkwürdig, dass wir uns vor einer Wochen nicht kannten und ich jetzt drei neue Freunde habe. Ich hoffe, ich sehe sie mal wieder, Hamburg ist ja nicht allzu weit von Hannover.

Ich habe diese Reise alleine angefangen und dafür habe ich meine Gründe, also muss ich sie auch alleine zu Ende bringen. Richtig alleine bin ich am Ende selten, man lernt hier immer Leute kennen. Ich fahre zurück zu dem Supermarkt, bei dem wir gestern schon waren. Die Stadt platzt fast vor Menschen. Morgen ist Feiertag und daher nutzen die meisten Isländer das verlängerte Wochenende für einen Ausflug und in Fluðir ist die Hölle los. Da die nächste Woche kein weiterer Supermarkt auf dem Weg liegt muss ich einen weiteren Großeinkauf machen und danach stehe ich 20 Minuten an der Kasse. Als ich los fahre fällt mir ein, dass ich vergessen habe Tee zu kaufen, also wieder zurück und nochmal 20 Minuten anstehen. Danach geht es wirklich los und ich schiebe mich durch die Menschen und stehe erstmal im Stau… Es fängt an zu regnen und ich kann Fluðir endlich hinter mir lassen. Ich hoffe, dass ich die Stadt nicht wieder sehe. Hier war mir zu viel los und ich fühle mich seltsam einsam ohne die Jungs in der Stadt zu sein. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß: ich werde wieder kommen und zwei weitere Tage in Fluðir verbringen.

Mein Ziel ist Landmannalauga, ein Wander- und Naturschutzgebiet in der Nähe des Vulkans Hekla. Da es über 100 Kilometer bis dorthin sind und es bereits nach 14 Uhr ist, werde ich heute einen Zwischenstopp auf dem einzigen Campingplatz auf dem Weg machen. Ich fahre nicht nur Richtung Landmannalaugar, sondern auch Richtung Regen. Den ganzen Tag schon nieselt es ab und an, aber das was da auf mich zukommt sieht nochmal deutlich grauer aus. Heute können meine neue Regenjacke und die Regenhose mal zeigen, was sie so drauf haben und ob sie ihr Geld wert waren.

Da braut sich was zusammen
Die Regenjacke hält

 Ich komme nach 50 Kilometern relativ früh gegen 17 Uhr an. Es regnet immer noch, nicht stark, aber es regnet. Der Campingplatz besteht wieder einmal nur aus einem Toilettenhaus, ohne Dusche, ohne Strom, ohne Aufenthaltsraum. Bei schönem Wetter kann man hier bestimmt gut campen, bei Regen steht hier alles unter Wasser.

Während des Fahrens hatte ich eigentlich gute Laune und war einigermaßen optimistisch. Jetzt sitze ich hier im Regen auf einer halbwegs überdachten Bank, wobei das Dach mehr Löcher hat als Schutz bietet und weiß nicht weiter. Ich denke ernsthaft darüber nach, umzudrehen und nach Selfoss zu fahren, dort wollten die Jungs heute hin. Frustriert esse ich Pizzaschnecken, die ich zuvor im Supermarkt gekauft habe. Danach regnet es noch immer und ich bin weiterhin ratlos.

Da setzt sich auf einmal jemand neben mich. Es ist ein Mann aus Deutschland, der seit ein paar Tagen mit seinem Wagen in Island unterwegs ist und der auch hier an dem Campingplatz gestrandet ist. Er war schon einige Male in Island und rät mir zunächst davon ab nach Landmannalaugar zu fahren, da die Straße zu schwierig für ein Rad sei und außerdem sei der Campingplatz dort schlimm und es gebe zu viele Touristen. Na toll. Und jetzt? Ich berichte von meinem Abschied heute Morgen und dass es sich komisch anfühlt, wieder alleine zu sein. Und ehe ich mich versehe bekomme ich Schokolade und Kekse geschenkt, jetzt geht es mir wirklich schon etwas besser. Ich mache mir einen Tee dazu und jetzt ist es wirklich besser.

Erste-Hilfe-Starter-Pack bei schlechten Momenten

Wir bleiben nicht lange zu zweit. Ein Pärchen aus Reykjavik kommt dazu und ich spreche noch einen weiteren Fahrradfahrer, der aus Fluðir kommt, an und lade ihn ein, sich dazu zu setzen. Neben der Bank auf der wir hocken ist ein kleiner Steingrill und so gibt es heute Abend nicht nur Nudeln, sondern auch Grillgemüse und jede Menge Snacks. Auch der Regen hört bald auf und die Sonne kommt wieder heraus, so dass ich im Trockenen mein Zelt aufbauen kann. Wir unterhalten uns bis nach Mitternacht, dabei geht es vor allem um Island und seine Einwohner, die zwischen Tradition und immer mehr Einflüssen aus Amerika und Europa stehen. Wer hätte gedacht, dass dieser Abend einer der schönsten meines ganzen Aufenthaltes in Island wird? Ich jedenfalls nicht. Ich bin froh, dass ich geblieben bin. Und die anderen ermutigen mich auch nach Landmannalaugar zu fahren. Also halte ich an meinem Plan fest. Umdrehen kann ich immer noch. Am Ende des Abends habe ich nicht nur neue Freunde, sondern auch eine Einladung nach Fluðir und eine Verabredung für Reykjavik.

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