Tag 35 & 36: Eine kleine Wanderung durch Regenbogen-Berge

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Tag 35 & 36: Eine kleine Wanderung durch Regenbogen-Berge

In den frühen Morgenstunden schlafe ich doch kurz ein, aber nicht lange. Um sieben Uhr wird das Gewimmel auf dem Campingplatz immer lauter und ich krieche durchgefroren und mehr als müde aus dem Schlafsack.
Der Campingplatz hier ist dem Ansturm an Menschen einfach nicht gewachsen, die Infrastruktur ist nicht gut genug ausgebaut. Hie schlafen über 100 Menschen jede Nacht, einige in einer Hütte, einige im Campervan, die meisten jedoch im Zelt. Die Zelte stehen alle in einem mehr oder weniger ausgetrockneten Flussbett. Wenn es so regnet wie gestern, dann ist es eher weniger ausgetrocknet. Leider gibt es auch nirgendwo auf dem Campingplatz die Möglichkeit sich aufzuwärmen oder seine Kleidung und den Schlafsack zu trocknen. Dafür gibt es ein großes Zelt mit einigen Sitzgelegenheiten.

Ich bekomme, wie so oft, den letzten freien Sitzplatz. Während ich darauf warte, dass mein Tee fertig wird, komme ich mit dem Mann neben mir ins Gespräch. Er kommt aus Deutschland und war die letzten Tage in Landmannalaugar wandern. Er hat genügend Kartenmaterial auf dem er mir die besten Routen für ein bis zwei Tagesetappen zeigt. Während ich ihm zuhöre und endlich ein heißes Getränk in der Hand habe, um die nächtliche Kälte zu vertreiben, sehe ich ein bekanntes Gesicht. Es ist Edo, der Italiener den ich vor ein paar Tagen getroffen habe. Er ist mit seinem Kumpel auf einer Radreise und hat etwa drei Kilo Ritter-Sport Schokolade dabei. Die beiden sind ebenfalls gestern auf dem Campingplatz angekommen, aber deutlich früher als ich. Ich bin froh ein paar bekannte Gesichter zu sehen und die Aussicht, dass ich heute nicht alleine wandern gehe, klingt auch gut.

Wir verabreden uns für zehn Uhr, dann starten wir um elf Uhr. Der Rundweg sollte zehn Kilometer lang sein, am Ende sind es fast 18 Kilometer.

Der Weg führt zuerst durch ein rabenschwarzes Magmafeld, dem Laugahraun-Lavafeld. Das Lavafeld entstand 1477 bei der Eruption des Torfajökull. Die Wanderung durch die Magmalandschaft dauert knapp 20 Minuten. Danach führt der Weg durch und vor allem über die Berge von Landmannalaugar, hier sind deutlich weniger andere Touristen unterwegs. Die Berge bestehen aus Rhyolith und wenn die Sonne scheint, dann erscheinen sie in einem breiten Farbspektrum. Durch die Hügel schlängeln sich kleine Flüsse und Bäche in diversen Farben.

Landmannalaugar heißt übersetzt so viel wie „Bäder des Volkes“. Der Name bezieht sich auf die vielen geothermischen Bäder, die überall in der Gegend zu finden sind. Die eisenhaltige Dämpfe haben die Erde rötlich gefärbt, der aufsteigende Schwefel hat die Erde um sich herum gelb verfärbt. Außerdem stinkt es in einigen der Tälern ordentlich nach dem Schwefeldampf.

Der Weg führt zum größten Teil über die Bergkämme und es geht immer wieder steil bergauf und bergab.  Da es eine deutlich kürzere Wanderung sein sollte haben wir alle nicht besonders viel Wasser und Proviant mit und ich bin froh, als wir wieder am Campingplatz ankommen.

Gerade auf dem Campingplatz angekommen, kommt mir ein weiteres bekanntes Gesicht entgegen. Es ist Joris aus Belgien, den ich gestern auf dem Weg nach Landmannalauga kennengelernt habe. Er hat sich nach unserem Gespräch gestern spontan entschieden, ebenfalls nach Landmannalaugar zu fahren.

Abends sitzen wir gemeinsam mit dem halben Campingplatz in einem der heißen Pools. Dort kernen wir drei Amerikaner, zwei Jungs mit ihrem Vater, kennen. Sie wollen morgen eine längere Wanderung durch das gesamte Naturschutzgebiet beginnen und von Schutzhütte zu Schutzhütte wandern.

Um Mitternacht tausche ich den angenehm warmen Pool gegen eine kalte Dusche und ein noch kälteres Zelt. Auch diese Nacht wird wieder unangenehm kalt.

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