Tag 5: Ich seh‘ nur Asphalt

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Tag 5: Ich seh' nur Asphalt

Als ich aufwachte war das erste was ich sah Spinnen. Spinnen überall aufm dem Zelt, na toll dachte ich. Zum Glück saßen sie nur wirklich außen auf dem Zelt und auf meiner Banane, die ich auf dem Fahrrad vergessen hatte. Meine arme Banane, die die ganzen Strapazen gestern mitgemacht hatte und auch nur einmal beinahe in den Fjord gesegelt war bei dem ganzen Wind. Mit der Banane wanderte auch mein Frühstück in den Mülleimer und so gab es wieder ein bisschen Schokolade. Um kurz vor 10 war der Besitzer des Campingplatzes wieder da und öffnete nicht nur das Museum hinter dem sich der Campingplatz befand, sondern auch das Café. Er hatte besonders gute Laune, da er gerade dabei war das erste Mal Großvater zu werden und so bekam ich nicht nur einen Tee aufs Haus, sondern auch Fotos seiner Schwiegertochter, wie sie in den Wehen liegt, zu sehen.

Um 11 Uhr rollte ich vom Campingplatz Richtung Borgarnes. Nach kurzer Zeit endete die kleine Landstraße, die mich gestern am Fjord entlang geführt hatte auf der A1. Die A1 ist auch als Ringstraße bekannt und jeder Tourist der etwas auf sich hält, der fährt diese einmal ab. Demenentsprechend ist dort sehr sehr viel los und einen Radweg gibt es nicht. Also Augen zu und durch. Das werde ich nie wieder machen. Obwohl die meisten Autos viel Abstand halten, gibt es doch den ein oder anderen der 20 Centimeter für absolut ausreichend hält. Das Problem ist, dass die meisten Menschen die hier fahren ein Auto fahren, dass sie vorher noch nie gefahren sind, vor allem die Leute die im Camper unterwegs sind. Aber wenn an Abstände nicht einschätzen kann, dann sollte man doch meinen, dass man vorsichtshalber mehr Abstand hält, als weniger. Aber auch Idioten dürfen hier fahren, so wie überall auf der Welt.

In Borgarnes angekommen ging meine große Mission los, vernünftigen Brennspiritus zu finden. Ich hatte mich extra für eine Tarngiakocher entschieden mit dem Gedanken, dass man eher überall Spiritus findet, aber nicht überall gibt es Gaskartuschen. Weit gefehlt, auf Island findet man in jedem Tante Emma Laden Gaskartuschen, und Brennspiritus gibt es nicht. Zumindest keinen der nicht rußt. Im Baumarkt wurde ich nicht fündig, dort schickte man mich aber wieder ein paar Kilometer zurück zu Bónus-Supermarkt. Dort wurde ich nicht fündig, aber dafür wanderten ein paar Kekse, eine neue Schokolade und weitere Snacks in den Einkaufskorb. Gegenüber in der Tankstelle wurde ich dann fündig und kaufte pinken Rödsprit, in der Hoffnung, dass dieser anzündbar ist. Vor der Tankstelle kam ich mit zwei anderen deutschen Bikepackern ins Gespräch, die sich auf dem Rückweg von den Westfjorden befinden und mir von vielen Höhenmetern und noch mehr Wind berichten.

Ich hatte erst die Hälfte der Strecke hinter mich gebracht für diesen Tag und so ging es wieder aus dem Ort heraus und dann so schnell wie möglich konnte ich die Ringstraße verlassen. Die nächste Straße war deutlich weniger befahren, dafür kam der Wind wieder von vorne. Aber wen überrascht das noch. Ich kroch die nächsten zehn Kilometer mit einer sagenhaften Geschwindigkeit von sieben Stundenkilometer durch die Landschaft. Danach konnte ich nicht mehr. Zum Glück fuhr ich in diesem Moment an einem Wasserfall vorbei und nahm dies als Einladung mal eine vernünftige Mahlzeit einzunehmen und die gerade gekauften Lebensmittel zu vernichten.

Die nächsten 30 Kilometer waren irgendwie trist. Was soll ich sagen, in der Ferne die Berge, die nicht näher kommen wollen und sonst um mich herum plattes Land das nur selten mal einen Busch zu bieten hatte. Überall nur Steine und Moos.

Auf meinem Fahrrad fährt es sich ähnlich wie auf einem Rennrad, nur deutlich langsamer. So ist die bequemste Haltung mit dem Blick Richtung Boden. Ich habe heute sehr viel Asphalt gesehen, vielleicht zu viel. Aber richtig anhalten konnte man auch nirgendwo.

Die größte Frechheit ist überhaupt, dass GoogleMaps die Strecke als größtenteils flach angekündigt hat, dabei waren es laut meiner Uhr über 400 Höhenmeter.

Gegen Abend erreichte ich dann unter letztem Aufgebot meiner Kräfte den Campingplatz und stellte fest: ich habe tatsächlich einen miesen Sonnenbrand bekommen und das in Island. Ich werde noch richtig braun hier. Begrüßt wurde ich von einem süßen Hund und nach dem das Zelt stand, ich duschen konnte und auch eine warme Mahlzeit hatte sieht die Welt nun doch wieder viel besser aus, nur der Sonnenbrand, den merke ich deutlich.

Jetzt bleibt nur die Frage: Was mache ich morgen? Ich wollte eventuell einen Pausentag einlegen und eine kleine Wanderung hier unternehmen. Dagegen spricht nur leider der Wetterbericht, denn morgen soll es sehr gut werden zum Radfahren und übermorgen nimmt der Wind wieder zu. Auch der Preis des Platzes spricht eher fürs Weiterfahren. Nun gut, das werde ich wohl morgen entscheiden.

Eingang vom War and Peace Museum neben dem Campingplatz
Made a new friend

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