Tag 6: Sick-Day

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Tag 6: Sick-Day

Heute wollte ich auf der Halbinseln Snaefellsnes (keine Ahnung wie das richtig ausgesprochen wird) Richtung Westen fahren und je nach Laune und nach Windstärke hatte ich die Option 50km oder 90km zum nächsten Campingplatz zu fahren.

 

Nach dem Aufstehen ging es für mich zuerst auf eine kleine Wanderung. Der Campingplatz lag direkt am Beginn des etwa drei Kilometer langen Wanderweges zum Elborg. Der Elborg ist ein etwa 60 Meter hoher Krater, der – so nimmt man an- vor ca. 5000 bis 6000 Jahren bei einer Eruption entstand. Seine Kegel-Form deutet daraufhin, dass er explosionsartig ausbrach und dabei Lava in die Luft schleuderte, die in einem halbfesten Aggregatzusatnd in den Krater zurückfiel und an den Seiten des Kraters zurücklief und dabei Gesteinsbrocken zum Schmelzen brachte. Dadurch ergibt sich eine besondere Form. Die Wanderung dauert insgesamt zwei Stunden und führt bis zum Krater durch flaches steiniges Gelände, erst am Krater selbst geht es in die Höhe und man kann bis auf den Rand des Kraters wandern. Von dort oben hat man eine fantastische Aussicht auf die umgebende Landschaft und man kann auch einen Blick in die Mitte des Kraters wagen. Dieser ist hauptsächlich steinig und grau-rot. Nur auf der gegenüberliegenden Seite sieht man ein wenig grün, hier versuchen kleine Pflanzen sich wie Finger aus der Tiefe des Kraters nach oben zuarbeiten. 

Der Eldborg Krater ragt ca. 60 Meter auf der sonst flachen Landschaft hervor.
Der Blick über den Kraterrand in die Mitte des Kegels.

Von der Wanderung zurück hatte ich mittlerweile echt Hunger und Durst, da die Sonne heute richtig am arbeiten war und das steinige Gelände den Rest dazu beitrug, dass man schnell ins Schwitzen kommt.

Um 11 Uhr rollte ich mit meinem bepackten Rad vom Gelände. Wer hätte gedacht, dass ich keine Stunde später wieder hier sein würde?

Nach drei Kilometern bekam ich ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Und ignorierte es. Das war ein Fehler und wird mir nie wieder passieren. Nach weiteren drei Kilometern hatte ich starke Bauchkrämpfe und konnte mich kaum auf dem Fahrrad halten, mir war übel und ich ahnte übles. Gleichzeitig ahnte ich, dass die Distanz zum Campingplatz mittlerweile zu groß war, als dass ich es rechtzeitig zurückschaffen könnte. Aber der nächste Campingplatz und auch die nächste Toilette waren noch weiter entfernt. Was nun? Ich stand an der Einfahrt zu einem Hof und in meiner Verzweiflung winkte ich den beiden Isländern, die dort am Arbeiten waren zu, in der Hoffnung, dass ich mich hier kurz setzen könne. Aber mir wurde nur zurück gewunken und danach wurde ich komplett ignoriert. Na gut, dann eben nicht, schönen Dank auch.

Blieb nur noch der Weg zurück. Und die Strecke die ich mir eben so hart bei Gegenwind erarbeitet hatte, flog nun zum Glück mit Wind im Rücken wieder an mir vorbei. Ich raste zurück. Ich schaffte es nicht rechtzeitig. 100 Meter haben mir gefehlt, aber da war mein Magen schon etwas leerer. 

Den restlichen Tag pendelte ich nur noch zwischen dem Sofa des Gemeinschaftsraums und dem Bad hin und her, aß die gute Tütensuppe von Maggi und konnte das erste Mal meinen Tolino wirklich nutzen. Und so sehr ich mich im ersten Moment geärgert habe, es wäre von Anfang die richtige Entscheidung gewesen einen Restday zu machen und mein Glück vielleicht nicht herauszufordern. Lektion gelernt. Und was ein Glück, dass dieser Campingplatz, im Gegensatz zu vielen anderen, einen Gemeinschaftsraum hat und dann noch mit einer riesigen und tatsächlich bequemen Couch. Also Glück im Unglück. Und ganz ehrlich, es gibt schlechteres als mit einem Tee in der einen, einem Buch in der anderen Hand im Schlafsack auf einem Sofa zu liegen und einfach mal nichts zu machen.

Falls sich jemand fragt, was ich gelesen habe: Der große Trip von Cheryl Strayed. Ein Buch über eine 26-Jährige die in ihrem bisherigen Leben die ein oder andere schlechte Entscheidung getroffen hat und sich entscheidet den PCT, den Pacific Crest Trail, zu wandern und in ihrem Buch über ihre Erlebnisse auf dem Weg schreibt. Auf jeden Fall eine Empfehlung wert.

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