Tag 8: Polarfuchs-Sichtung
Die letzte Nacht ist die erste auf dieser Reise, die ich komplett durchgeschlafen habe. Die Nächte davor waren nur mehr oder weniger erholsam. Es mir oft einfach zu kalt und auch meine Wärmflasche macht nach der ersten Hälfte der Nacht oft schlapp und so wache och normalerweise frierend auf und krieche nach und nach tiefer in meinen Schlafsack. Aber nicht diese Nacht. Die 90 Kilometer und vielen Vogelattacken haben mich zu sehr ausgeknockt um aufzuwachen.
Als ich wach werde ist das Zelt nass, entweder hat es geregnet oder wahrscheinlich ist, dass es einfach noch zu früh ist und die Sonne noch nicht warm genug um den nächtlichen Tau zu vertreiben. Macht nichts, denke ich und schüttel die Zeltplanen trocken. Die können heute Nachmittag auf dem nächsten Campingplatz immer noch trocknen.
Das Ziel heute ist Olafsvík, eine kleine Stadt an der Nordseite der Halbinsel Snæfellsnes. Stadt ist wahrscheinlich übertrieben, bei knapp 1000 Einwohnern, aber schön soll es dort sein.
Es geht direkt gut los: bergauf. Das große Problem ist, ich bin hungrig und habe nur noch zwei Tortilla-Fladen, aber nichts mehr um sie zu befüllen. Auf den letzten Stationen gab es weder Supermarkt, noch Tankstellen oder andere Gelegenheiten meinen Vorrat aufzustocken, wohl aber gab es Pizza für über 20 Euro. Nein danke. Der eine Tag Zwangspause war nicht einkalkuliert und viel Platz für Notfallrationen habe ich auch nicht. Aber die nächste Tankstelle mit Minishop liegt nur 30 Kilometer entfernt, 30 Kilometer gegen den Wind. Und so mampfe ich missmutig meine Tortillas und freue mich schon auf die nächste Tanke.
Die ersten Kilometer laufen super einfach, ich habe durch den Gletscher auf meiner rechten Seite größtenteils Windschatten und es geht auch wieder bergab. Zwischendurch fliege ich mit über 50 km/h die Berge runter, nur um dann den nächsten wieder hinaufzuschieben. Aber ich bin nicht alleine unterwegs heute, ein kleines Stück werde ich von einem Polarfuchs begleitet, der scheu Abstand hält, aber auch immer wieder hinterherläuft, sobald ich Anstalten mache loszufahren. Leider habe ich es nicht geschafft ein scharfes Foto zu schießen.

In dem Moment, in dem ich am Gletscher vorbei bin, kommt der Wind von allen Seiten und mehr als sieben Kilometer pro Stunde zeigt mein Bordcomputer nicht mehr an. Zum Glück sind es nur noch fünf Kilometer bis zum nächsten Ziel, das da heißt: Tankstelle.
Dort angekommen gibt es Kekse und in Mangel an Bananen einen Apfel. Kurz hinter dem Ort treffe ich auf ein bekanntes Gesicht. Es ist ein Junge aus Hongkong, der ebenfalls mit dem Rad unterwegs ist und den ich vor ein paar Tagen kennengelernt habe. Die nächsten Kilometer kämpfen wir gemeinsam gegen den Wind und die Vögel. Er will heute noch eine Stadt weiter fahren als ich und so treffe ich alleine auf dem Campingplatz ein.
Es ist noch früh, gerade erst 15 Uhr und so habe ich Zeit das Zelt trocknen zu lassen, zu duschen, zu waschen und ein paar Berichte für den Blog zu schreiben. Sogar Wlan gibt es hier, doch für das Herunterladen von Fotos reicht es leider nicht.
Abends gibt es das erste Mal seit meiner Ankunft keine Nudeln, sondern Reis. Ein bisschen Abwechslung muss schließlich sein





